"Hört endlich auf mit dieser Babysprache" - Eine sonntägliche Erkenntnis

Es ist Sonntagmorgen. Seit halb sieben sind "die Jungs" (mein eigener und sein Kumpel) wach und spielen und toben durchs Haus, essen gefühlt alle halbe Stunde eine halbe Schale Schokopops (die andere Hälfte bleibt ungegessen stehen) und sind wirklich guter Dinge. So weit, so bezaubernd. (Wirklich, das meine ich ernst, sie sind sieben, bzw sechs, kümmern sich hervorragend selbst um alles, solange genug Vorräte da sind, und erwarten nicht im Mindesten, dass man irgendwie mit ihnen aufsteht, alles gut.) 

 

Eine Sache macht mich und auch den besten Ehemann von allen allerdings tatsächlich wahnsinnig. Die beiden sprechen in einer Art Babysprache miteinander. "Ichse", "Dodo will spielen", "Dodo nein", mit Betonung und Quietsch und allem was dazu gehört. Ich kann es nicht so gut beschreiben, gleichzeitig kann es sich der eine oder die andere sicher gut vorstellen, da ich schon vor einiger Zeit feststellen konnte, dass wir nicht die einzigen sind, die "Babysprache" bei ihren dafür doch eigentlich viel zu großen Kindern ( :P ) erleben dürfen.

 

Heute morgen wieder. Durchgehend, dauernd und laut. Und sowohl der beste Ehemann von allen wie auch ich reagierten wie Tiger mit Zahnschmerzen: "Hej, hört endlich mit dieser Babysprache auf!" (Ich zitiere hier nicht tatsächlich wörtlich, die genaue Wortwahl wiederzugeben, erspare ich mal meinem Schamgefühl...). Hat natürlich wunderbar nicht geklappt und irgendwann besann ich mich dann doch mal der GFK. Frage: Welche meiner und meines Mannes Bedürfnisse geraten denn eigentlich so in Bedrängnis, wenn die beiden Jungs so sprechen?

Antwort vom besten Ehemann der Welt: "Keine Ahnung, ist mir auch egal, die sollen einfach damit aufhören."

Gut, das hilft uns jetzt auch irgendwie nicht weiter, das hatten wir ja schon versucht, klappt nicht.

 

Also, ran an die Bedürfnisse. Nach ein bisschen Nachspüren vermutete ich Sicherheit - ich möchte sicher sein, verstanden zu werden, eine gemeinsame Sprache ist da eine von mir gern gewählte Strategie. Außerdem merke ich, dass es mir auch ein Stück weit um Nähe, Verbindung geht. Wenn die Jungs so sehr bei sich sind, dass sie sogar in ihre eigene Sprache verfallen, habe ich den Eindruck, dass ich den Eindruck habe (...), meinen Sohn gar nicht erreichen zu können. Ah, okay...

 

Und nun, selbst empathisch gut versorgt, konnte mein Blick zu den Jungs wandern: Und was erfüllt ihr euch da eigentlich? Vollkommen verbunden mit der Idee, dass ihr Interesse an einer gemeinsamen Klärung just in dem Augenblick vermutlich sehr mäßig war, habe ich mich ans stille Vermuten gehalten. Und ihnen einen Augenblick lang einfach nur zugesehen und zugehört. 

 

Konnte es sein, dass die beiden gerade in einer ganz tiefen Verbundenheit und Freude sind? Dass sie sich einander wirklich nahe fühlen und die gemeinsame Sprache und die überschwängliche Freude einfach nur ein Ausdruck dessen ist?

 

Und zack, war ich wieder bezaubert. Denn abgesehen davon, dass ich davon ausgehe, dass ich zumindest teilweise richtig liege mit meiner Vermutung, hat allein schon das empathische Vermuten an sich dazu geführt, mich wieder mit für mich so schönen Aspekten der GFK zu verbinden:

 

Alles Handeln dient der Erfüllung mindestens eines schönen Bedürfnisses.  

Die Bedürfnisse sind bei allen Menschen gleich.

Ich bin für meine Bedürfnisse selbst verantwortlich.

 

Ich habe dann gleich mal für mich gesorgt und meine Erkenntnisse und Vermutungen mit dem besten Ehemann von allen geteilt. Nun fühle ich mich mit ihm verbunden und er sich mit mir und wir lächeln und freuen uns für die Jungs und darüber, dass sie bei uns den Raum haben, ihre Freude zu genießen. Denn das ist auch ein sehr großes Bedürfnis von uns :)

 

Einen schönen Sonntag noch!

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Kommentare: 1
  • #1

    Lele (Dienstag, 30 April 2019)

    Klingt so einfach, es ist hilfreich es zu hinterfragen und dadurch besser zu verstehen. Danke für die Alltagssituation, es läßt sich hoffentlich bei uns auch umsetzen. Step by Step :-)