Gewaltfreie Kommunikation - GFK


"Das macht sie doch absichtlich! Wie kann sie mich nur so behandeln!"
"Ständig gibt es Streit zuhause."
"Ich schufte mich krumm und niemanden interessiert das."
"Ich habe den Eindruck, er versteht mich kein bisschen."
"Wie soll das alles weitergehen? Es denken doch eh alle nur an sich!"
"Ich bin ihm doch völlig egal. Was ich möchte, interessiert ihn doch gar nicht."

 

Vielleicht haben Sie die eine oder andere dieser Äußerungen schon mal gehört? Eventuell hören (oder sagen) Sie diese und ähnliche Sätze sogar sehr oft, vielleicht täglich? Verspüren Sie Wut und Ärger, den Wunsch, es dem anderen mal so richtig zu zeigen und ihm oder ihr keinesfalls auch nur ein bisschen entgegen zu kommen? Oder erleben Sie sich häufig ärgerlich auf sich selbst, enttäuscht von sich, dass Sie es wieder mal nicht geschafft haben, sich"durchzusetzen" oder etwas "richtig" zu machen?

 

Zeit für eine Veränderung in unserem Umgang mit uns selbst, miteinander, zuhause, bei der Arbeit und in der Gesellschaft.


GFK - Eine Sprache des Lebens


Hinter dem für manche etwas sperrigem Begriff "Gewaltfreie Kommunikation", kurz GFK, verbirgt sich ein Konzept, das der Amerikaner Marshall B. Rosenberg in den 70er und 80er Jahren des letzten Jahrhunderts erdacht und das sich seitdem weltweit verbreitet und weiterentwickelt hat.

 

Es geht darum, zu lernen, sich so auszudrücken, dass sich die eigenen Wünsche und Bedürfnisse erfüllen - ohne, es sich mit Gewalt zu erkämpfen und ohne dass dabei Gewalt entsteht. Idealerweise ist es mit GFK möglich, einen Weg zu finden, der die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt. Und was brauchen wir heute mehr als neue (alte), friedliche Wege, Konflikte zu lösen und befriedigende Lösungen für alle zu finden, im Kleinen wie im Großen?


Wolf und Giraffe


Um seine Ideen zu verdeutlichen, nutzte Rosenberg einen Wolf und eine Giraffe. Der Wolf (im amerikanischen Ursprung ein Schakal), mit gefletschten Zähnen und gesträubten Fell, bereit, um sich zu beißen, steht dabei für die bewertende, urteilende, wütende Kommunikation. Die Giraffe auf der anderen Seite symbolisiert mit ihrem langen Hals, der ihr dabei hilft, den Überblick zu behalten, und mit einem sehr großen Herzen die liebevolle, zugewandte und empathische Kommunikation.

Wolf und Giraffe spielen daher im Erlernen und Üben der GFK häufig eine Rolle und sind zB als Handpuppen in vielen Seminaren dabei.


Die Grundlagen


Basierend auf echter Empathie, einem achtsamen und ehrlichen Selbstausdruck und einer Haltung, die hinter jeder menschlichen Handlung das übergeordnete Bedürfnis sieht und wertschätzt, geht es in der GFK darum zu lernen, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und für sie Sorge zu tragen und dabei in Verbindung zu sein, mit den Menschen um sich herum.

 

Denn für vieles von dem, was wir brauchen, können wir nicht allein sorgen. Wir brauchen andere Menschen und sie brauchen uns. Und tatsächlich tun wir Menschen auch sehr gerne genau das: Wir tragen gerne zum Leben eines anderen bei. Allerdings geschieht das unter Bedingungen:

  • Wenn wir es freiwillig tun können.
  • Wenn wir vertrauen können, dass unsere eigenen Bedürfnisse ebenfalls gesehen werden.
  • Wenn nicht ein eigenes Bedürfnis beeinträchtigt wird. 

Bedürfnisse


Wie finde ich nun heraus, was mein Bedürfnis oder das meines Gegenübers in einer Situation ist? Das ist oft gar nicht so leicht. In unserer Gesellschaft verwechseln wir die Strategien, die wir nutzen, um unser Bedürfnis zu erfüllen (oder es versuchen) häufig mit dem Bedürfnis selbst.

  • Urlaub kann eine Strategie für das Bedürfnis nach Ruhe sein, manchmal geht es um ein Bedürfnis nach Wachstum oder Abwechslung.
  • Hinter einer Forderung an das Kind, den Geschirrspüler auszuräumen, steckt vielleicht der Wunsch nach Unterstützung, vielleicht aber auch nach Gemeinschaft oder Gerechtigkeit.

Wenn wir nun, wie so oft, die Strategie für das Bedürfnis halten, werden wir unglücklich, wenn unsere Strategie nicht klappt. Wenn es mit dem Urlaub nichts wird, oder unser Kind die Spülmaschine nicht ausräumt. Wir werden ärgerlich oder traurig und fühlen uns vielleicht hilflos und richten unseren Ärger gegen uns oder jemand anderen.

Sind wir uns des dahinterstehenden Bedürfnisses bewusst, stehen uns weit aus mehr Möglichkeiten offen. Sehne ich mich nach Abwechslung, kann ich vlt an den nächsten Wochenenden verschiedene Veranstaltungen besuchen statt eines Urlaubs. Geht es mir um Ruhe, sage ich die Veranstaltungen an den nächsten Wochenenden ab.

Mein Kind ist vielleicht bereit, eine andere Aufgabe zu übernehmen, und erfüllt mir so mein Bedürfnis nach Unterstützung. Oder wir verabreden, am nächsten Tag zusammen das Essen vorzubereiten, so dass sich das Bedürfnis nach Gemeinschaft erfüllt. In jedem Falle fühle ich mich nur noch selten ganz hilflos und noch seltener richte ich meinen Ärger gegen mich oder jemand anderen, sondern investiere Kraft in andere Lösungen.


Die Vier Schritte


Eine achtsame, bedürfnisorientierte Kommunikation wird in der GFK über das Erlernen und Üben von vier Schritten erreicht. Diese Vier Schritte sind:

  1. Beobachtung: Was genau ist passiert?
  2. Gefühle: Welches Gefühl hat das in mir ausgelöst?
  3. Bedürfnis: Welches Bedürfnis steckt dahinter?
  4. Bitte: Was kann ich tun, um für dieses Bedürfnis zu sorgen?

Gelingt es mir, diese Schritte zu verinnerlichen, in der Haltung, dass sowohl ich wie auch mein Gegenüber für unsere jeweiligen Bedürfnisse gerne sorgen möchten und auch gerne beitragen, die des anderen zu erfüllen, eröffnet sich ein Raum, in denen sich neue Wege, Strategien zeigen, die bisher nicht sichtbar waren.

 

Und in diesem Raum, da treffen wir uns, um zu erkennen, zu verstehen, zum Feiern und Bedauern und um in Verbindung mit uns selbst und unserem Gegenüber zu sein.


Interesse geweckt? Hier kann man die GFK lernen.